Das Heidesheimer Tor präsentiert den dritten großen Bauabschnitt, die Zeit
der Staufer. Es befindet sich im Scheitelpunkt einer Halbkreisarchitektur,
deren Form auf dem nebenstehenden Foto deutlich wird. Von 2003 bis 2007 wurde
hier an einer Umgestaltung gearbeitet, um archäologische Befunde freizulegen
und Besuchern das Denkmal anschaulich näher zu bringen. Dort
erwartet den Besucher eine Dauerausstellung über die Pfalz der Staufer sowie
ein interessant gestalteter Außenbereich, ein sogenanntes archäologisches
Fenster. Dieses besteht aus einer abgetieften Fläche, die mit 1,50 m unter
dem heutigen Straßenniveau dem Bodenniveau des Jahres 800 entspricht. Die
Besucher können über eine Treppe hinabsteigen und dort die freigelegten
Mauerreste der Pfalzanlage besichtigen.
In einem Fachwerkhaus aus der Barockzeit, das ebenfalls saniert wurde,
befindet sich nun ein Trauzimmer, in dem sich Paare in der historischen
Kulisse der Kaiserpfalz das Ja-Wort geben können. Das Haus beherbergt
ebenfalls das Sanierungsbüro Saalgebiet, in dem sich
die Bewohner der Denkmalzone zur Sanierung ihrer Häuser beraten lassen
können. Wie auch in der Aula regia gibt es am Heidesheimer Tor eine
Freilichtbühne für die Open-Air-Veranstaltungen der Ingelheimer Sommerkulturwochen.
Am Heidesheimer Tor wurde seit 2003 auf den Präsentationsschwerpunkt „Pfalz der Staufer“ hingearbeitet, der am Tag des offenen Denkmals 2007 feierlich eröffnet wurde. Begleitend zu den Ausgrabungen, die im Oktober 2004 abgeschlossen wurden, entstand ein Konzept für die künftige Nutzung und Gestaltung in diesem Denkmalbereich, das von Dipl.-Ing. Katharina Peisker und Projektleiter Holger Grewe M.A. entwickelt wurde. Der Leitgedanke bei der Ausarbeitung dieses Projektes war die Fortschreibung der historischen Raumsymmetrie der Halbkreisarchitektur, deren Kreislinien und Radien Funktionsräume abgrenzen und die Leitformen neuer Bauelemente darstellen. Dies sind zum Beispiel Stützmauern, die zwischen heutigem und historischem Niveau vermitteln, und eine Rampe, die den Denkmalbereich mit dem Park am Graben verbindet.
Der Planungsbereich umfasst die Grundstücke Zanggasse 8-12, einen Teil der Zanggasse sowie den Südabschnitt des „Grabens“ mit einer Fläche von ca. 2350 Quadratmetern. Zahlreiche wichtige archäologische Funde sind auf der Westseite des Heidesheimer Tores freigelegt worden. Hierzu zählen Fundamente und Mauerreste einer Pfeilerhalle und eines Peristyls (Säulenhof). Das zugehörige historische Bodenniveau ist 1,6m unter dem Straßenpflaster gelegen. Diese Befunde sind von wesentlicher Bedeutung, um den ältesten Bauzustand des Heidesheimer Tores nachvollziehbar darstellen zu können.
Sie wurden in ihrer originalen Lage konserviert und durch Absenkung des Straßenniveaus sichtbar gehalten. Dort gefundene Mauerreste wurden neu überbaut und archäologisch nachweisbare Säulen und Pfeiler baulich angedeutet, um dem Besucher eine besonders realistische Vorstellung des einstmalig vorhandenen Halbkreisbaues zu ermöglichen. Das so gebildete archäologische Fenster ist über Stufen von West her zugänglich. Es führt Besucher auf die Sandsteinportale zu, die zu beiden Seiten des ehemaligen Tores erhalten sind.
Die ehemals niedrig erschienenen Öffnungen haben durch die Bodenabsenkung ihre ursprüngliche Höhe zurück erhalten und führen durch kurze gewölbte Gänge in die auf der Exedraaußenseite gelegenen runden Flankierungstürme, die über Stege begehbar sind. Das archäologische Fenster wird auf der Nordseite durch Gewölbekeller begrenzt und im Osten durch die Wehrmauern am Heidesheimer Tor. Im Süden bleibt die angrenzende Bebauung Zanggasse 8 erhalten, um in diesem Teil der Zanggasse das viertelkreisförmig angeordnete Ensemble von Häusern nicht zu zerstören. Im Westen greift der Denkmalbereich tief in die Zanggasse ein, die nur noch als Stichstraße für den Anwohnerverkehr befahrbar ist.
Zwei stadtbildprägende Gebäude des 18. und 19. Jahrhunderts grenzen nördlich an das Heidesheimer Tor. Beide sind über den Exedraaußenmauern errichtet und werden von West über die Zanggasse erschlossen. Im Erdgeschoss des Hauses 12-Süd wurde durch das Entfernen der Innenwände ein großer Raum geschaffen, der sowohl als Trauzimmer als auch als Sanierungsbüro genutzt wird. In den ehemaligen Wohnräumen im Obergeschoss werden künftig Büros für die Forschungsstelle Kaiserpfalz eingerichtet. Das Haus 12-Nord wurde vollständig entkernt und beherbergt die Präsentationen „Pfalz der Staufer“ sowie „Pfalz der Bürger“. Die Maßnahmen wurden März 2005 angegangen und Herbst 2007 abgeschlossen.
Im Erdgeschoss des Präsentationshauses soll Besuchern der Zeitabschnitt der Staufer (1138 – 1254) näher gebracht werden. Neben beleuchteten Informationsbändern befinden sich in zwei Vitrinen Stücke der Bauskulptur, die zu staufischer Zeit in die Kaiserpfalzgebäude verbaut waren. Zudem können sich Interessierte an einem Computerterminal über historische Hintergründe sowie archäologische Details informieren und sich anschauen, wie sich das Aussehen des Heidesheimer Tors im Laufe der Zeit verändert hat.
Über eine Wendeltreppe gelangt man in das Obergeschoss. Hier heißt das Thema „Die Pfalz der Bürger“. Es wird vor allem der Frage nachgegangen, wie es möglich ist, dass ein solch monumentaler Bau wie die Kaiserpfalz Ingelheim mit der Zeit mehr und mehr im Stadtbild verschwindet und heute nur noch wenige Baureste oberirdisch erhalten sind. Auch hier gibt es beleuchtete Infobänder. In einer Vitrine sind zudem Funde ausgestellt, die auf die stetige Besiedlung des Pfalzgebietes seit der Auflassung hinweisen. Über einen Computerterminal können sich Besucher durch eine Präsentation navigieren, die vertiefende Informationen bietet.
Bis heute verrät der Bereich östlich vor dem Heidesheimer Tor durch Name, Form und durch die Geländeoberfläche seine Funktion im Hoch- und Spätmittelalter: Hier lag in paralleler Ausrichtung zum Halbkreisbau ein wasserführender Wehrgraben der Pfalzbefestigung. Die ursprüngliche Sohltiefe betrug ca. 5m, um 1900 wurde der zuletzt als Weiher dienende Wäschbach verfüllt. Aus Blickrichtung Ost erschließen sich die Überreste der Befestigung am eindrucksvollsten, deren Wehrmauer teils bis auf die Höhe der Brustwehr erhalten ist.
Die Grünflächenplanung durch das Büro Schellhorn, Landschaftsplanung, Frankfurt am Main, die im Sommer und Herbst 2004 ausgeführt werden konnte, berücksichtigt den historischen Befund: Grabenbreite und -verlauf sind jetzt durch Eintiefungen und durch die Wiederherstellung eines Wasserlaufs wieder sichtbar. Während der nördliche Bereich des Grabens zu einem Kinderspielplatz ausgebaut wurde, wird im südlichen Bereich ein archäologischer Park eingerichtet. Unter zeltdachförmigen Metallobjekten sollen "Kaleidoskope" installiert werden, die eine Überblendung der Ruine mit Rekonstruktionsgrafiken bewirken. Viele Kinder nutzen schon lange die vielfältigen Möglichkeiten des schön gestalteten Spielplatzes im historischern Ambiente.
April – Oktober: | Mo. - Do. Fr. - So. & Feiertage |
10 - 17 Uhr 10 - 18 Uhr |
November – März: | Mo. - So. & Feiertage | 10 - 16 Uhr |
Montags ist das Präsentationshaus am Heidesheimer Tor geschlossen. Die historischen Außenanlagen sind frei zugänglich. Darüber hinaus ist der Außenbereich "Am Graben" inklusive des Kinderspielplatzes ganztägig geöffnet.