Projektentwicklung
Der Arbeitsbereich Projektentwicklung und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit konzipiert und realisiert Projekte, die der Vermittlung historischer, archäologischer oder kunsthistorischer Sachverhalten dienen.
Die Herausforderung besteht darin, die Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen aus über 100 Jahren und das historische und kunsthistorische Wissen über die Kaiserpfalz für ein breites Publikum spannend und ansprechend aufzubereiten: Didaktische Konzepte werden neu entwickelt und umgesetzt, Forschungs- und Rechercheergebnisse für unterschiedliche Zielgruppen auf verschiedenen Wegen veröffentlicht und in Bezug gesetzt. Dazu gehören Internetauftritte, Social-Media-Konzepte, Kabinettausstellungen sowie virtuelle und reale Präsentationen im Innen- und Außenbereich.
Solche Projekte haben eine elementar wichtige Funktion für die Vermittlung von Fachwissen. Sie sind ein Schlüssel für die Teilhabe der Öffentlichkeit an der Forschung und eine Schnittstelle zwischen Fachpublikum und Denkmalbesuchern aus ganz Deutschland. Darüber hinaus bestimmen sie maßgeblich die Wahrnehmung der Forschungsstelle in der Wissenschaft und auch in der nichtwissenschaftlichen Öffentlichkeit.
Zum Arbeitsbereich Projektentwicklung gehört auch die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die Voraussetzung für Bekanntheit und Transparenz der Ingelheimer Forschung ist. Seit gut zwei Jahren ist die Forschungsstelle auch auf Facebook vertreten. Zu den rund 1000 Followern gehören neben vielen archäologisch und historisch interessierten Privatpersonen auch Institutionen wie die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Restauratoren, Verlage und Tourismusverbände.
Anlässlich des Europäischen Kulturerbejahres Sharing Heritage präsentierte die Forschungsstelle 2018 eine Rekonstruktion des mit buntem Marmor gestalteten Fußbodens der Pfalzanlage. Bild: Stadt Ingelheim, Michael Bellaire.
Aktuelle Projekte
Historische Kulturmeile
Seit Jahren berichten vor allem auswärtige Besucher, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, dass sie Schwierigkeiten haben, die Kaiserpfalz vom Bahnhof aus zu finden. Gleichzeitig gibt es auf dem Weg vom Bahnhof zur Archäologischen Zone Kaiserpfalz einige infrastrukturell wichtige Punkte, die ebenfalls für Besucher von Interesse sind:
– die Neue Mitte mit verschiedenen Einkaufsmöglichkeiten
– der Winzerkeller und die Vinothek mit der Touristinfo
– die Remigiuskirche mit Präsentationsbereich
– das Museum bei der Kaiserpfalz
Die letztgenannten drei Orte liegen alle an einer Wegeachse, die bereits seit der Römerzeit existiert und schon damals von Mainz über Ingelheim nach Bingen führte. So entstand die Idee, aus dieser Achse eine Historische Kulturmeile zu machen und die genannten Wegepunkte durch eine intuitive Wegeführung zu verbinden und den Verlauf auf eine besondere Art und Weise zu markieren.
Ziel war es, die touristische Attraktivität des Weges zu steigern, eine Verbindung und Verknüpfung zu schaffen, die ohne zusätzliche Beschilderung auskommt und die bestehende Beschilderung (City-Leitsystem, Historischer Rundweg) mit einbezieht. Die Gestaltung des Weges soll auch dazu einladen, das Auto stehen zu lassen und sich zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zwischen den Punkten zu bewegen. Auf diese Weise können die Synergien zwischen Informationspunkten, historischen Sehenswürdigkeiten, Gastronomie und anderen Angeboten geschaffen werden.
Gemeinsam mit der Ingelheimer Kultur- und Marketing GmbH haben wir eine Idee entwickelt, die vorsieht, auf der Strecke zwischen Bahnhof und Archäologischer Zone Kaiserpfalz in regelmäßigen Abständen (in Sichtweite, ca. alle 50 Meter) Bodenmarkierungen aus Bronze anzubringen. Diese können ohne großen Aufwand im Straßenpflaster verankert werden und weisen bereits in etlichen Städten in Frankreich und Deutschland den Weg in die Altstadt oder zu Sehenswürdigkeiten. Sie sind intuitiv und ohne großen Aufwand zu installieren, ein Schilderwald wird vermieden.
Die Wegweisung soll in beide Richtungen funktionieren. Die Start- und Endpunkte befinden sich am Bahnhof und am Kaiserpfalzparkplatz und werden durch Informationstafeln gekennzeichnet. An den Routenstationen wird eine Faltkarte mit Informationen zur Route bereitgestellt. Zusätzlich wird eine digitale Wegeführung für mobile Endgeräte mittels Web-App und QR-Codes geben. Diese dient der zusätzlichen Orientierung, wobei die Wegepunkte über eine Filterfunktion nach Kategorien ausgewählt werden können. So wird den Besuchern ein ganzheitliches Angebot ermöglicht, von dem auch die Einrichtungen entlang der Route profitieren können.
Das Projekt ist Gemeinschaftsprojekt zwischen der Forschungsstelle bei der Kaiserpfalz und der IKuM – Ingelheimer Kultur- und Marketing GmbH und ist mit dem Stadtmarketing abgestimmt.
Abgeschlossene Projekte
Präsentation eines einzigartigen Bauwerks
Die Kaiserpfalz Ingelheim verfügte in ihrer ersten Bauphase (8. Jh.) über eine Wasserleitung, die qualitativ hochwertiges Trinkwasser aus dem Quellgebiet „Karlsquelle“ bei Heidesheim in die Pfalz Karls des Großen leitete. Dies geschah über einen 6,8 km langen Kanal, der größtenteils unterirdisch verlief. Das gemauerte Bauwerk war mit einem Gewölbe überdeckt und bildete innen einen 40 cm breiten Kanal, der mit einem speziellen wasserdichten Mörtel abgedichtet war (Opus signinum). Die Konstruktion wurde nach dem Vorbild römischer Wasserleitungen gebaut. Sie wurde bei Ausgrabungen und Bodenöffnungen im Trassenverlauf und in der Archäologischen Zone Kaiserpfalz immer wieder angetroffen.
Im Mai 2004 wurde bei Bauarbeiten in Wackernheim (An der Bachwiese) durch die Landesarchäologie Mainz (heute Generaldirektion Kulturelles Erbe – Direktion Landesarchäologie) ein mehrere Meter langes Teilstück dieser karolingischen Fernwasserleitung freigelegt. Im Oktober desselben Jahres wurde sie in zwei Teilen geborgen. Ein Teil wurde der Stadt Ingelheim, der andere Teil der Gemeinde Wackernheim übergeben.
Das Ingelheimer Teilstück wurde bereits 2010 restauriert, es fehlte jedoch ein geeigneter Ausstellungsort, weshalb es im Bauhof eingelagert wurde. Das andere Teilstück lagerte unrestauriert bis 2022 ebenfalls im Bauhof.
Nach der Fusion von Wackernheim und Heidesheim zur Stadt Ingelheim entstand die Idee zu einem Projekt, das die Zusammengehörigkeit der Stadtteile auch in archäologischer und historischer Hinsicht unterstreichen sollte. Beide Teilstücke der Wasserleitung sollten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Das bereits restaurierte Teilstück der Wasserleitung fand seinen Platz vor dem Winzerkeller, wo es als Blickfang und Wegweiser zur Archäologischen Zone Kaiserpfalz dient.
Das andere Teilstück wurde 2023 restauriert, auf ein Betonfundament gesetzt und vom Ingelheimer Bauhof nach Wackernheim transportiert. Dort wurde es auf einer städtischen Grünfläche in der Nähe des ursprünglichen Fundortes aufgestellt und in einen neu geschaffenen Präsentationsbereich mit Sitzgelegenheit und Informationstafeln integriert. Da das Gewölbe seit der Freilegung fehlte, wurde es durch eine Rekonstruktion aus Cortenstahl ersetzt, die gleichzeitig als Überdachung dient.
Zusätzlich zu den Informationstafeln am Aufstellungsort selbst gibt es weitere Tafeln an wichtigen Punkten im Verlauf der ehemaligen Fernwasserleitung, so zum Beispiel am Schutzbau am Heideheimer Weg. Dort kann die Fernwasserleitung in Originallage besichtigt werden. Darüber hinaus wurden Informationstafeln am Quellbereich der Leitung an der Sandmühle in Heidesheim sowie an einem Aussichtspunkt am Ortsrand von Wackernheim aufgestellt.
Digitale Rekonstruktionen und 360°-Rundgänge
Rekonstruktion des Säulengangs am Heidesheimer Tor für die Präsentation Säulen der Macht im Jahr 2020. Bild: Roman Shuf (Foto), Archimedix GmbH (Rekonstruktion), Ina Meillan (Montage).
Auf dem Gebiet der digitalen Rekonstruktionen ist die Forschungsstelle Kaiserpfalz seit über 20 Jahren tätig und gehört damit zu den Pionieren. Bei der internationalen Fachmesse für Museen EXPONATEC war die Forschungsstelle 2021 eingeladen, um dort über ihre digitalen Angebote zu berichten. Die gute Reputation führt auch zu regelmäßigen Einladungen zur Beteiligung an archäologisch-historischen Projekten anderer Institutionen auf Landes- und Bundesebene wie (Sharing heritage, Bewegte Zeiten).
Ein weiteres Beispiel aus dem Bereich Projektentwicklung ist die Konzeption von Hologramm-Vitrinen, die mit neuester Technik eine besonders eindrucksvolle Anschaulichkeit erreichen. Inzwischen greifen auch andere Institutionen auf die Erfahrung der Forschungsstelle in diesem Bereich zurück. So konnte 2020 eine Präsentation mit Hologramm-Vitrine auf Burg Trifels, einer Liegenschaft der Abteilung Burgen, Schlösser, Altertümer der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE), realisiert werden. Um Ausstellungen dauerhaft zur Verfügung stellen zu können, arbeitet die Forschungsstelle bereits seit einigen Jahren mit virtuellen 360°-Rundgängen. So können ortsunabhängige Präsentationen geschaffen werden, die noch lange Zeit nach dem Ende einer Ausstellung im Internet abrufbar sind. Ein Beispiel hierfür ist die Ausstellung Der charismatische Ort, die 2019 in Ingelheim zu sehen war.