Kaiserpfalz

Forschung

Ab dem Jahr 1993 wurden nach mehr als zwanzigjähriger Unterbrechung wieder archäologische Ausgrabungen in der Archäologischen Zone Kaiserpfalz (AZK) durchgeführt. Im selben Jahr wurde auch die Forschungsstelle Kaiserpfalz der Stadt Ingelheim als Fachabteilung zur Erforschung des mittelalterlichen Erbes der Stadt installiert. Grundlage ihrer Arbeit ist eine 1992 erlassene Rechtsverordnung, die das Saalgebiet als Denkmalzone ausweist. Sie schreibt „die Erhaltung und Pflege der aufs engste und untrennbar miteinander verbundenen Reste der karolingischen bzw. ottonischen Pfalzanlage einschließlich ihrer in Boden und Häusern erhaltenen Reste“ vor. Die Konservierung und gleichzeitig dauerhafte Präsentation der archäologisch freigelegten Denkmäler stellt daher eine zentrale Aufgabe der Forschungsstelle dar.

Die Ziele der wissenschaftlichen Arbeiten unter der Leitung von Holger Grewe (Studium der Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit bei Walter Sage, Johann-Friedrich-Universität Bamberg, Examen 1993) umfassen im Wesentlichen drei Punkte:

  • Ausgrabungen in bislang nicht untersuchten oder unzureichend dokumentierten Flächen
  • systematische, teils erstmalige Auswertung der Altgrabungen
  • zusammenfassende Publikation der Funde und der Grabungsdokumentation seit 1888

 

Die bis dahin umfangreichste archäologische Kampagne zur Erforschung der Kaiserpfalz fand von 1994–1998 statt. Es folgten weitere Untersuchungen in der gesamten AZK, die u. a. die Sanierung des Heidesheimer Tores in seiner überwiegend staufischen Bausubstanz zur Folge hatten.  

 

Arbeitsfotos Ausgrabung Heidesheimer Tor

Ausgrabung in der Archäologischen Zone Kaiserpfalz (seinerzeit Saalgebiet) im April 2000. Bild: Stadt Ingelheim.

Ab 2010 verlagerte sich das Hauptaugenmerk auf die Pfalzperipherie und besonders auf die St. Remigiuskirche. Seit der Einführung des Archäologischen Stadtkatasters (AStaKa) als Planungsinstrument im Jahr 2012 gehören neben den reinen Forschungsgrabungen auch Rettungsgrabungen zu den Aufgaben der Forschungsstelle. Seit 2017 sind die Archäolog*innen im Rahmen des Archäologischen Stadtkatasters im gesamten Stadtgebiet aktiv. Seitdem konnten mehrfach archäologische Spuren dokumentiert werden, die andernfalls durch Bautätigkeiten spurlos verschwunden wären.

Die Information der Öffentlichkeit über die bei den Ausgrabungen zu Tage geförderten Funde setzt deren fachgerechte Dokumentation, Bestimmung und Konservierung voraus. Häufig sind auch naturwissenschaftliche Analysen notwendig, die von der Forschungsstelle an entsprechende Fachinstitute außer Haus vergeben werden. Auf der Grundlage der daraus resultierenden Funde und Forschungsergebnisse kuratiert die Forschungsstelle die Dauerausstellung im Besucherzentrum und Museum bei der Kaiserpfalz und konzipiert Sonderausstellungen. Die erste große Sonderausstellung mit dem Titel Auf den Spuren Karls des Großen bescherte Ingelheim im Jahr 2014 bundesweite Aufmerksamkeit. 2019 rückte die Forschungsstelle mit der Ausstellung Der charismatische Ort das Thema der reisenden Könige des Mittelalters in den Fokus.

Eine weitere Säule der Forschungsstelle Kaiserpfalz sind ihre Kooperationen mit verschiedenen Behörden wie der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) sowie mit Fachinstitutionen, darunter das Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main (MPI-RG).

Ausstellung Der charismatische Ort 2019. Bild: Stadt Ingelheim, Benjamin May.

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